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Nach gegenseitigen Ausweisungen von Beamten und Diplomaten zwischen Frankreich und Algerien hat der französische Außenminister Jean-Noël Barrot zum Dialog zwischen beiden Ländern aufgerufen. "Wenn wir für Frankreich etwas erreichen wollen, dann müssen wir irgendwann wieder einen offenen und fordernden Dialog aufnehmen", sagte Barrot dem Sender France Inter am Mittwoch. Am Vorabend hatte der Elysée angekündigt, zwölf algerische Diplomaten des Landes zu verweisen.
Zudem wurde der französische Botschafter in Algier, Stéphane Romatet, zu Konsultationen nach Paris zurückgerufen. "Wir haben ein Interesse an normalen Beziehungen zu Algerien und an einem Ende der Spannungen, damit wir Algerier in irregulärer Situation abschieben können und den Dialog über Geheimdienstinformationen und den Kampf gegen den Terrorismus wieder aufnehmen können", sagte Barrot.
Die am Sonntag angekündigte Ausweisung von zwölf französischen Beamten aus Algerien nannte der Außenminister eine "unangemessene und brutale Reaktion auf eine unabhängige Entscheidung der Justiz". Die französische Justiz ermittelt derzeit gegen drei Algerier, die einen in Frankreich lebenden algerischen Regierungskritiker entführt haben sollen.
Barrot bekräftigte zudem die Forderung Frankreichs, den in Algerien inhaftierten französisch-algerischen Schriftsteller Boualem Sansal freizulassen. Er werde "willkürlich" festgehalten, sagte Barrot. "Ich denke, dass eine humanitäre Geste möglich ist", fügte er angesichts der angeschlagenen Gesundheit des 80-Jährigen hinzu.
Die Töchter des Schriftstellers forderten in einem offenen Brief in der Zeitung "Le Figaro" den französischen Präsidenten Emmanuel Macron auf, sich für die Freilassung ihres Vaters einzusetzen. Er sei die "Geisel in einem Konflikt, der ihn nicht betrifft", schrieben sie.
Im Hintergrund steht der Dauerstreit zwischen beiden Ländern über die Abschiebung algerischer Migranten ohne Bleiberecht aus Frankreich. Die algerischen Behörden hatten in der Vergangenheit in vielen Fällen die dafür nötigen Papiere verweigert.
Das Verhältnis der beiden Staaten ist zudem angespannt, weil Macron im Juli 2024 einen marokkanischen Autonomieplan für die Westsahara unterstützt hatte.
Macron und sein algerischer Kollege Abdelmadjid Tebboune hatten Anfang April angekündigt, die Beziehungen zwischen beiden Ländern wieder verbessern zu wollen.
Algerien ist die einzige frühere Kolonie Frankreichs in Afrika, die sich mit Waffengewalt aus der französischen Vorherrschaft befreite. Nach einem fast achtjährigen Krieg erlangte das nordafrikanische Land 1962 seine Unabhängigkeit.
Im Algerienkrieg wurden hunderttausende Menschen getötet, mindestens die Hälfte der algerischen Toten waren Zivilisten. Der Algerienkrieg wird in Frankreich erst seit 1999 offiziell Krieg genannt. Zuvor war nur von "blutigen Ereignissen" die Rede.
F.Prochazka--TPP