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Der FC Bayern lässt die Steilvorlage von Leverkusen in einem wilden Bundesliga-Klassiker ungenutzt.
München (SID) Thomas Müller versammelte seinen FC Bayern nach seinem letzten Bundesliga-Klassiker vor der Südkurve und klatschte mit den Fans im Takt. So richtig glücklich war aber auch die Vereins-Ikone auf Abschiedstour nicht: Das 2:2 (0:0) gegen den Erzrivalen Borussia Dortmund in einem wilden Spiel war zu wenig für eine Vorentscheidung im Meisterkampf - und es diente auch nicht uneingeschränkt als Mutmacher für das Champions-League-Rückspiel bei Inter Mailand am Mittwoch.
"Wir brauchen wirklich nicht davon zu sprechen, dass wir heute zu wenig Energie hatten oder nicht unbedingt gewinnen wollten", sagte Müller im Sky-Interview, stellte jedoch frustriert fest: "Es war ein Spiel der verpassten Möglichkeiten."
Weil der Rekordmeister zu ineffizient war und sich überdies anfällig für Konter zeigte, ließ er die Steilvorlage des Double-Gewinners Bayer Leverkusen (0:0 gegen Union Berlin) ungenutzt. Der Vorsprung der Münchner auf den patzenden Verfolger beträgt weiter sechs Punkte. "Wir sind der Meisterschaft einen Schritt näher", betonte Müller.
Der BVB nahm das Spiel nach der 0:4-Demütigung beim FC Barcelona als Aufmunterung. Die Leistung stimmte - allerdings ist die erneute Qualifikation für die Königsklasse jetzt sechs Punkte entfernt.
"Was der Punkt wert ist, entscheiden wir selbst in den kommenden Spielen", sagte Sport-Geschäftsführer Lars Ricken. Er freute sich, "welche Faszination dieses Spiel haben kann. Am Ende können wir hier sogar noch als Sieger vom Platz gehen." Der BVB bleibe "der Jäger".
Nach dem Rückstand durch das Tor von Maximilian Beier (48.) schlugen Raphael Guerreiro (65.) auf Vorarbeit des eingewechselten Serge Gnabry und von Müller sowie Gnabry selbst (69.) nach Super-Solo zurück. Doch Waldemar Anton, der bei einem Abwehrversuch zuvor noch die eigene Torlatte (56.) getroffen hatte, glich aus (75.).
Für die Gäste war es im Kampf ums internationale Geschäft ebenfalls eigentlich zu wenig, in der Königsklasse braucht es gegen die Zauberer aus Barcelona ohnehin "das größte Wunder in der Geschichte von Borussia Dortmund", wie Ricken sagte.
Der Klassiker war diesmal ein seltsames Spiel zwischen den Viertelfinals der Königsklasse. Während Bayern-Coach Vincent Kompany nur Müller neu rein nahm, wechselte sein Kollege Niko Kovac gleich fünfmal. Unter anderem lief der frühere Münchner Niklas Süle erstmals seit zwei Monaten von Beginn an auf. Der Plan: Mit den defensiven Außen Julian Ryerson und Daniel Svensson ins offensive Umschalten kommen und die schnellen Spitzen Serhou Guirassy und Beier füttern.
Das klappte beim 0:1. Die Bayern spielten dennoch über weite Strecken gewohnt dominant. "Wir müssen sein, wie wir sind", hatte ihnen Kompany mitgegeben, "und trotzdem machen, was dieses Spiel braucht."
Es brauchte: Müller. Die "Legende" (Kompany) strahlte viel Spielfreude aus und hatte die ersten aussichtsreichen Chancen (11./13.). Nach Müllers Flanke scheiterte Harry Kane (20.) per Kopf an Torwart Gregor Kobel.
Die größte Gelegenheit vergab Linksverteidiger Josip Stanisic, der freistehend über das Tor köpfte (35.). Dortmund ließ sich tief fallen und war bei einem seltenen Bayern-Konter doch offen, Kobel rettete gegen Michael Olise (40.).
Kurz nach Wiederanpfiff ging die Dortmunder Kontertaktik auf: Bei der Flanke von Ryerson waren die zurückgeeilten Bayern unsortiert. Beier konnte unbehelligt köpfen, Torwart Jonas Urbig ließ den Ball durch die Beine ins Tor flutschen.
Es folgte wütendes Anrennen der Hausherren bei weiteren Nadelstichen der Gäste. Einen davon nutzte Anton zum 2:2. Pascal Groß hatte sogar den BVB-Sieg auf dem Fuß (90.), Olise vergab für die Gastgeber (90.+3). Ein Lichtblick für die Bayern war, dass Aleksandar Pavlovic und Kingsley Coman nach Krankheit bzw. Verletzung ihr Comeback gaben.
P.Benes--TPP