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Die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump hat nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) massive Folgen für die Wirtschaft in Deutschland und weltweit. Der IWF rechnet in diesem Jahr in Deutschland nur noch mit einem Nullwachstum, wie er am Dienstag in Washington mitteilte. Auch seine Prognose für die Weltwirtschaft korrigierte der IWF nach unten. Besonders negativ wirkt sich der Handelskonflikt demnach auf die USA selbst und auf China aus.
Für Deutschland senkten die Konjunkturexperten ihre Prognose im Vergleich zum Januar um 0,3 Prozentpunkte. Sie rechnen nun im laufenden Jahr mit einer Stagnation der exportorientierten deutschen Wirtschaft. Der erhoffte Aufschwung nach zwei Jahren Rezession käme demnach erst 2026. Im kommenden Jahr könnte die deutsche Wirtschaft laut IWF wieder um 0,9 Prozent wachsen. Auch das sind aber 0,2 Punkte weniger als bisher prognostiziert.
Noch negativer wirken sich die Trump-Zölle auf die USA selbst aus: Die US-Wirtschaft dürfte demnach im laufenden Jahr nur noch um 1,8 Prozent wachsen. Das sind 0,9 Prozentpunkte weniger als vom IWF bisher erwartet. Mexiko dürfte sogar in eine Rezession stürzen, während sich in Kanada das Wachstum laut dem Bericht verlangsamt.
China, der wichtige US-Handelspartner, ist dem Bericht zufolge ebenfalls stark betroffen. Die Wirtschaft der Volksrepublik dürfte dieses Jahr nur noch um 4,0 Prozent wachsen - 0,6 Prozentpunkte weniger als zuvor prognostiziert. Mit China lieferte sich Trump einen regelrechten Handelskrieg, gegen die Volksrepublik hatte er mit 145 Prozent die höchsten Zölle verhängt, Peking reagierte mit hohen Gegenzöllen. Erst vergangene Woche bestätigte Trump erstmals Verhandlungen mit China über eine Lösung.
Die Weltwirtschaft trete in eine "neue Ära" ein, sagte IWF-Chefökonom Pierre-Olivier Gourinchas. Die Gewissheiten der vergangenen 80 Jahre stünden auf dem Prüfstand, betonte er unter Anspielung auf die Trump-Zölle. Dabei seien die US-Aufschläge noch gar nicht vollständig in den Bericht eingerechnet.
Weltweit erwartet der IWF im laufenden Jahr ein Wachstum von 2,8 Prozent, 0,5 Prozentpunkte weniger als bisher. Für das kommende Jahr rechnen die Ökonomen mit 3,0 Prozent weltweitem Wachstum, ein Abschlag von 0,3 Punkten.
Eine Rezession bleibe der Weltwirtschaft zwar erspart, sagte IWF-Ökonom Gourinchas. Für China und andere wirkten die Trump-Zölle aber wie ein "Nachfrageschock". Das sind Störungen der Nachfrage von außen, die zu Preisdruck und höherer Arbeitslosigkeit führen können.
Im Euroraum, den USA und anderen führenden Wirtschaftsregionen wie Japan oder Großbritannien dürfte sich zudem der Verbraucherpreisanstieg beschleunigen. Der Internationale Währungsfonds rechnet in diesem Jahr im Schnitt mit einer Inflationsrate von 2,5 Prozent, das sind 0,4 Prozentpunkte mehr als noch im Januar erwartet. Seine letzte Prognose hatte der IWF wenige Tage vor Trumps Amtsantritt veröffentlicht.
Die US-Regierung hatte in den vergangenen Wochen einen beispiellosen Zickzackkurs bei den Zöllen gefahren. Trump verhängte Anfang April hohe Aufschläge auf Importe anderer Länder, setzte diese aber nach massiven Kurseinbrüchen an den Börsen teilweise bis Anfang Juli wieder außer Kraft. Der Präsident selbst gibt an, die Zölle könnten die US-Wirtschaft stärken, die Inflation senken und Arbeitsplätze zurück in die Vereinigten Staaten holen.
Für die EU gilt für die meisten Produkte derzeit der US-Mindestzollsatz von zehn Prozent. Für Autos, Stahl und Aluminium sind die Sätze höher. Sie liegen bei 25 Prozent.
B.Barton--TPP